(September 2020)
Nachdem bei einer Mitarbeiterin das Corona-Virus nachgewiesen wurde, stand für einige Tage das FRAUENHEIM WENGERN im Fokus des Gesundheitsamtes des Ennepe-Ruhrkreises. Rund 30 Abstriche wurden dort am 18. September genommen, drei Tage später war klar: alle negativ. Die hohe Anzahl kam auf Wunsch der Leiterin des Frauenheims, Edelgard Spiegelberg, in enger Abstimmung mit der Trägerin der Behinderteneinrichtung und dem Kreisgesundheitsamt in Wetter zustande: „Wir möchten einfach unabhängig davon, wer den direkten Kontakt hatte, sicher gehen, dass niemand weiteres infiziert ist.“
Bereits zu Beginn der Corona Krise hatte das FRAUENHEIM strikte Hygiene- und Schutzmaßnahmen aufgestellt. Die Einrichtung bietet Menschen, die geistige oder psychische Behinderungen oder chronisch suchtkrank sind, Hilfen an. So leben und arbeiten rund 200 Frauen und Männer in Esborn, Wengern und Schöntal im Zusammenhang mit Leistungen des FRAUENHEIM. Eine ähnlich große Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen ihnen dabei, eine größtmögliche Selbstbestimmung und Selbstständigkeit zu erhalten.
„Wir haben unsere drei Lebensbereiche bereits Mitte März strikt voneinander getrennt. Die Bewohner*innen vom Böllberg, in Wengern und im Schöntal sind seitdem unter sich“, erklärt Spiegelberg. Mit einigen Bewohner*innen wurden ganz explizit das Verhalten geübt und auch die Hygienemaßnahmen wie das Händewaschen und das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes trainiert.
Mit Umsicht und Vorsicht
Auch nach den Lockerungen durch die Landesregierung hatte das FRAUENHEIM WENGERN an den strikten Regeln festgehalten. Die Trennung der drei Lebensbereiche sei geblieben. „Deshalb konnten leider auch nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner ihren ursprünglichen Arbeitsplatz wieder wahrnehmen. Wir wollen nicht, dass sich die Gruppen mischen“, erläutert die langjährige Leiterin der Behinderteneinrichtung.
Die strikte Einhaltung der Schutzmaßnahmen beinhaltet auch, dass die Menschen mit Behinderungen von einer Mitarbeiterin des Frauenheims begleitet zum Einkaufen gingen. Diese achtete darauf, dass sich alle an die Maßnahmen und an den Mindestabstand hielten. „Das führte dazu, dass einige Bewohner*innen vom Schöntal beispielsweise empört vom Einkaufen wieder kamen – zu viele in der Stadt hielten sich nicht an die Regeln, war ihnen aufgefallen“, erzählt die studierte Juristin.
Diese strikten Schutzmaßnahmen kamen der Einrichtung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen in Wetter jetzt zugute: Eine Mitarbeiterin von einer Wohngruppe am Böllberg war positiv getestet worden. Aufgrund der vorhandenen Schutzmaßnahmen gehörten nicht alle Mitglieder der Wohngruppe und nicht alle 16 Mitarbeiterinnen zu den „Kontaktpersonen 1“– auf Wunsch der Einrichtung wurden aber alle 30 getestet. Alle 30 Abstriche, die genommen worden waren, fielen negativ aus. „Wir hatten Grund zum Optimismus! Es zeigte niemand hier Symptome“, stellt Edelgard Spiegelberg heraus. „Eine sehr gute Beratung durch das Gesundheitsamt, das gefüllte Lager mit Schutzmaterialien durch die Evangelische Frauenhilfe und die Feuerwehr – all das trug zur Bewältigung der Lage deutlich bei.“
Ein Wermutstropfen bleibt, schildert die Leiterin: „Wir haben wieder Betretungs- und Besuchsverbot für die betroffene Gruppe aussprechen müssen. Das ist eine große Herausforderung für alle – für die Bewohner und für die Angehörigen.“ Viele seien aber auch durch die Vorzeit geübt in den Kontakt via Telefon und Skype.