Sich differenzierende Wohnangebote im Frauenheim Wengern (Oktober 2011)
Auf dem Weg zum Ziel „selbstbestimmtes selbständiges Leben“ begleitet das Frauenheim Wengern mittlerweile 81 Personen mit einer psychischen Erkrankung und 83 Personen mit geistigen Behinderungen. Aus dem „Frauenheim Wengern“ - einer Einrichtung für Menschen mit geistigen Behinderungen - ist ein Anbieter von Wohnangeboten für Menschen mit geistigen Behinderungen und im gleichen Maße für Menschen mit psychischen Erkrankungen (Störungen/ Beeinträchtigungen) geworden.
Diese Veränderung und die Begleitung zahlreicher Männer mit psychischen Erkrankungen lassen uns über eine Namensänderung für das „Frauenheim Wengern“ nachdenken. Eine Arbeitsgruppe ist derzeit dabei, Vorschläge zu erarbeiten.
Die Begleitung der Menschen mit psychischen Behinderungen stellt uns in besonderer Weise vor zwei Herausforderungen:
Eine Herausforderung ist die Deckung des zusätzlichen pflegerischen bzw. des sehr differenzierten Hilfebedarfs. Bereits in einem Alter ab 40 Jahren können Personen mit psychischen Erkrankungen unterstützende pflegerische Hilfen, barrierefreie Sanitär- und Wohnräume und eine Tagesstruktur außerhalb der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) benötigen. Der körperliche Abbauprozess (Hüft-, Knie-OPs etc.) ist bei Menschen mit psychischen Störungen früher zu beobachten als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
Eine weitere Herausforderung ist die Deckung des intensiven engmaschigen Hilfebedarfs. Immer häufiger begleiten wir junge Menschen mit Bindungsproblematiken, die zwischen 18 und 23 Jahre alt sind. Sie benötigen eine enge vertrauenschaffende Anbindung an eine Bezugsperson sowie einen klar strukturierten und überschaubaren Tages- und Wochenablauf, um die vorhandenen Ressourcen zu erkennen und dementsprechend zu fördern. Reizarme, suchtmittelfreie Umgebungen sind dabei wünschenswert, stehen aber nicht im Trend der „modernen“, quartiersbezogenen, „mittendrin“ Behindertenpädagogik. Kostenträger dieser Hilfen sind die Jugendämter. Der Weg in Richtung Jugendhilfe ist somit beschritten.
Um diesen Herausforderungen gerecht werden zu können, muss Fachpersonal gewonnen, weiter- und fortgebildet werden. Im baulichen Bereich müssen weitere wettbewerbsfähige und barrierefreie sowie den Auflagen entsprechende Räumlichkeiten geschaffen werden. Beratungen haben ergeben, dass wir den baulichen Notwendigkeiten am ehesten nachkommen, indem wir neu bauen. Derzeit werden 24 stationäre Plätze, 2 - 3 Kurzzeitpflegeplätze und 24 Plätze für die Tagesstruktur zur internen und externen Nutzung geplant. Ob die Planungen umgesetzt werden können, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob die Finanzierung durch öffentliche Mittel gesichert wird. Für die Übergangszeit müssen auf dem Gelände des Frauenheims in Wengern Zimmer so renoviert werden, dass wesentliche Auflagen erfüllt werden.